Digitalisierung kann nützlich oder disruptiv sein. Die Nützliche beschleunigt bestehende Prozesse, macht sie effizienter und fügt neue und vorteilhafte Optionen für die Logistikwelt hinzu. Disruptive erkennt man daran, dass sie einen Keil treibt zwischen den Auftraggeber und die Logistikwelt. Visi-Match.com digitalisiert einen Prozess, der bislang über das massenhafte Versenden von Excel-Tabellen behelfsweise dargestellt wurde und dient damit vorteilhaft den Nutzern und macht sie wettbewerbsfähiger.
Ralf Niemeier, Gesellschafter VisiTrans GmbH
Bei einem Import trifft ein Container voll am Zielort ein und wird anschließend leer ins Depot zurückgefahren. Beim Export wird umgekehrt ein leerer Container zum Beladeort transportiert. Diese Transporte zu vernetzen, ist ein ewiges Ziel in der Logistikbranche. Es sollen sogenannte „Direktdreher“ gefunden werden, um Leerfahrten und Einlagerungskosten zu sparen. Es gibt aber weder eine zentrale Datenverarbeitung, noch ein einheitliches Datenformat um Direktdreher zu erzeugen. Importeure schicken Listen in unterschiedlichsten Formaten an Exportabnehmer. Diese Listen veralten jedoch innerhalb von Stunden. Auf der Online-Plattform Visi-Match.com laden Importeure über eine Tabellenvorlage oder Schnittstelle Informationen hoch, wann und wo Container frei werden. Somit ist die Vernetzung der eigenen Im- und Exportabteilungen oder die mit komplementären Unternehmen direkt und kostengünstig möglich. Die Nutzer entscheiden dabei selbst mit wem sie ihre Daten teilen.
Gut zu wissen
- In Deutschland gibt es jährlich rund 15 Millionen Seefrachtcontainerbewegungen.
- Visi-Match.com wurde 2015 als Hintergrundprogramm entwickelt, um vollautomatisch Matches in einem Dispositions-Programm herzustellen. Anfang 2018 wurde das Produkt mit einem eigenen Namen und Frontend ausgestattet und die Vermarktung im März gestartet.
- Im Portal sind nur Unternehmen aus der Logistikbranche zugelassen. Die industriellen Auftraggeber der Transporte bekommen keinen Zugang zum Prozess.
Interview mit Ralf Niemeier, Gesellschafter VisiTrans GmbH
Wie kamen Sie auf die Idee, dass die Welt Ihr Projekt braucht?
Bei Seefracht ist das Generieren von Anschlussfrachten komplex, denn Ort, Datum, Zeit, Containertyp und Reederei müssen passen und die Fracht muss für den Export bestimmt sein. Die Anbieter versenden darum Excel-Listen in alle Richtungen. Die Suche in diesen Listen ist sehr anstrengend. Das hat uns darauf gebracht ein Portal zu bauen, auf in dem alle Angebote in Echtzeit aktuell gehalten und gefunden werden können. Die Matchquoten entwickeln sich zudem exponentiell mit ansteigender Datendichte.
Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?
Die Daten müssen schnell ins Portal und dort schnell wiedergefunden werden können. Schnittstellen bieten sich da an. Die Softwarestrukturen der Logistikbranche sind jedoch inhomogen und oft veraltet. Wir mussten eine schnelle manuelle Alternative zur Schnittstelle und eine schnelle Suchfunktion mit guter Usability entwickeln. Zudem möchten die Anbieter ihre Angebote zum Teil nur ausgesuchten Partnern anzeigen. Dazu musste zudem eine komplexe Vernetzungsstruktur erarbeitet werden.
Wo sehen Sie Ihr Projekt in zwei Jahren?
In zwei Jahren hat Visi-Match.com eine so hohe Datendichte, dass in den starken Regionen Europas praktisch immer ein passender Anbieter gefunden wird. Wir sind dann ein sehr spannender Partner für die Logistikwelt. Unsere Nutzer haben uns bis dahin auch in viele Regionen dieser Welt verbreitet, denn es sind Global Player. Das hat bereits eingesetzt. In wesentlichen Teilen Europas, USA und Asiens werden sich dann Im- und Export über visi-match.com bereits gewinnbringend vernetzen.
Details zum Container und der Distanz zwischen dem Entlade- und Beladeort. (Screenshot visi-match.com)